Alan Turing - Meister der Maschinen

Veröffentlicht 17 June 2020

Der brillante britische Wissenschaftler, der im Zweiten Weltkrieg den Enigma-Code entschlüsselte und dadurch einen maßgeblichen Einfluss auf das Kriegsgeschehen hatte, wurde später wegen seiner Homosexualität verurteilt. Nun soll er die neue 50-Pfund-Note zieren. Mit gutem Recht!

Die Bank of England entschied, die neue Banknote, die Ende 2021 in den Zahlungsverkehr gebracht wird, der Wissenschaft zu widmen. Knapp 1000 Persönlichkeiten wurden nominiert. In die engere Auswahl kamen z. B. Mary Anning, die erste Paläontologin, und der weltbekannte Physiker Stephen Hawking. Den Sieg trug schließlich Alan Turner davon, der nicht nur als Vater der Computerwissenschaft und der KI, sondern auch als Kriegsheld gewürdigt werden soll.

Alan Turing

Kindheit und Jugend

Alan Turing wurde 1912 in London geboren. Schon seit frühester Kindheit zeichnete er sich durch seine hohe Intelligenz und seinen Wissensdrang aus; als der Generalstreik von 1926 den Verkehr lahmlegte, soll er als Vierzehnjähriger 100 km zu seiner Schule geradelt sein, um keine Unterrichtsstunde zu verpassen. Mit seinem Interesse an naturwissenschaftlichen Themen stieß er jedoch immer wieder bei seinen Lehrern an, die den Geisteswissenschaften den Vorzug gaben.

Später studierte er unter dem angesehenen Mathematiker Godfrey Harold Hardy am King's College in Cambridge. Hier entwarf er 1936 ein Rechenmodell, das die Arbeitsweise eines Computers stark vereinfacht und mathematisch gut analysierbar modelliert. Das Modell trägt den Namen "Turingmaschine" und gilt als Vorläufer des Computers und der Digitaltechnik.

Der Codeknacker

Neben der Mathematik beschäftigte sich Turing auch mit der Kryptoanalyse. Er galt als einer der besten Wissenschaftler seiner Zeit und beteiligte sich im Zweiten Weltkrieg an einem Geheimprojekts: Als staatlich beauftragter "Hacker" entwickelte er die "Turing-Bombe". Mit diesem elektromechanischen Gerät gelang es, den Code der berühmten Verschlüsselungsmaschine "Enigma" der Wehrmacht zu knacken.

Verschlüsselungsmaschine Enigma

Der britische Wissenschaftler Alan Turing schaffte es, die Verschlüsselungsmaschine Enigma der Wehrmacht zu entschlüsseln.

Obwohl diese außerordentliche Leistung den Zweiten Weltkrieg erheblich verkürzt haben dürfte, erfuhr wegen der absoluten Geheimhaltung des Projektes bis in die 1970er Jahre niemand von Turings Heldentaten. Nicht nur das: Wegen seiner damals illegalen Homosexualität wurde er in den 1950er Jahren strafrechtlich verfolgt und verurteilt. Um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, ließ er sich auf eine Hormonbehandlung ein, die jedoch eine Depressionserkrankung zur Folge hatte und zu Turings Selbstmord führte. Er starb 1954 durch eine Cyanidvergiftung.

Können Maschinen denken? Der Turing-Test

Aber zurück zu Turings Werdegang in den Jahren unmittelbar nach dem Krieg. Zunächst war er im National Physical Laboratory tätig, wo er 1945 sein revolutionäres Design für eine elektronische Rechenmaschine, die Automatic Computing Engine (ACE), erstellte. Ab 1948 lehrte Turing an der Universität Manchester und wurde sogar stellvertretender Direktor. Er arbeitete an der Software für einen der ersten Computer und veröffentlichte verschiedene theoretische Arbeiten, darunter auch "Computing machinery and intelligence".

In dieser Abhandlung befasste er sich mit der Frage, ob programmierte Maschinen tatsächlich "intelligent" sein können. Um das zu prüfen, entwickelte er 1950 den sogenannten "Turing-Test". In diesem Test unterhält sich eine Testperson über eine Tastatur mit zwei ihr unbekannten Gesprächspartnern. Einer davon ist ein Mensch, der andere eine Maschine. Wenn der Tester Mensch und Maschine aufgrund ihrer Antworten nicht unterscheiden kann, hat die Maschine den Test bestanden.

Kritiker bemängeln, dass der Test lediglich die Funktionalität eines Systems prüfe, jedoch nicht das Vorhandensein von Bewusstsein oder Intentionalität. Turing selbst hatte die Vermutung aufgestellt, dass bis zum Jahr 2000 Computer so programmiert werden könnten, dass ein durchschnittlicher Anwender eine höchstens 70-prozentige Chance habe, nach einer fünfminütigen Kommunikation Mensch von Maschine zu unterscheiden.

Zu 100 Prozent hat den Test bis heute keine einzige Maschine bestanden. Im Juni 2014 schaffte es ein Chatbot mit der Persona eines 13-jährigen ukrainischen Teenagers namens Eugene Goostman zwar, 33 % seiner menschlichen Chatpartner davon zu überzeugen, dass es sich bei ihm um einen Menschen handelte. Er hatte aber weder echte Intelligenz noch ein Bewusstsein. Sein Programmierer hatte es einfach nur geschafft, die Testpersonen mit diversen Strategien auszutricksen.

Übrigens war Turing erst ein halbes Jahr zuvor, nämlich im Dezember 2013, von der Queen begnadigt und dadurch offiziell rehabilitiert worden. Im Juli 2019 erfolgte dann die Bekanntgabe der Bank of England, dass gerade er dazu auserkoren wurde, die wertvollste der Pfundnoten zu zieren. Der Entwurf zeigt mathematische Formeln und technische Zeichnungen sowie ein Foto des Wissenschaftlers. Darunter prangt das Zitat aus einem Interview mit der Times vom 11. Juni 1949: "Dies ist nur ein Vorgeschmack dessen, was kommen wird, und nur der Schatten dessen, was sein wird." Auch wir dürfen 71 Jahre später darauf gespannt sein, welche neuen Technologien uns in Zukunft noch erwarten.

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